WHO IS MISSING? AND WHY?


WHO IS MISSING? AND WHY?


NORMIERUNGEN, AUSSCHLÜSSE UND WEGLASSUNGEN
IN DER SELBSTDARSTELLUNG DER HUMBOLDT-UNIVERSITÄT.

/
NORMALIZATIONS, EXCLUSIONS AND OMISSIONS
IN THE SELF DEPICTION OF THE HUMBOLDT UNIVERSITY.





Thursday, October 3, 2013

UPDATE vom Juli 2013 / UPDATE from July 2013


english version below


Warum dieses Update

 

Natasha  A. Kelly (http://www.NatashaAKelly.com), die als Schwarze Frau und Dozentin an der HU positioniert ist, hat uns mehrmals das Feedback gegeben, dass unser Projekt „Who is missing? And why?“ mit keinem Wort auf Rassismus eingeht und die Frage danach „wer fehlt und warum“ nicht beantwortet. Ihre Kritik begründet Natasha A. Kelly folgendermaßen: “a. rassismus und sexismus sind für Schwarze Frauen untrennbar miteinander verbunden, d.h. interdependent. Aus meiner position kann ich also nie auf sexismus schauen, ohne auch rassismus zu berück-sichtigen. b. geschlechterdifferenzierungen wurden auf der grundlage von vermeintlichen ‘rassen-unterscheidungen’ geschaffen (und nicht umgekehrt) weshalb gender nie ohne (anti-)rassismusforschung auskommt/ auskommen kann”. Bei der Eröffnung im Juli 2012 hat sie uns Namen von Schwarzen* Wissenschaft_lerinnen gegeben, die wir dann auch gleich verloren haben und dann haben wir es nicht weiter verfolgt. Im Dezember 2012 gab es dann eine Führung mit Dokt_orandinnen und wir hatten die Anregungen und Biographien immer noch nicht in unsere Arbeit mit aufgenommen. Nach weiteren Gesprächen mit Natasha A. Kelly wurde uns klar, dass sich das bald ändern muss. Dass Natasha A. Kelly uns im Juli 2013 eingeladen hat eine Führung für die Teiln_ehmerinnen ihres Seminars zu machen, haben wir dann zum Anlass genommen das Projekt zu überarbeiten. Das ist unser momentaner Stand und ein erster Versuch die Frage nach dem „Who is missing? And why?“ ein Stück weit und anhand von verschiedenen, miteinander verbundenen Teilfragen zu beantworten:

_Wer sind die Menschen, die in den Repräsentationen fehlen?
_Wo sind die Menschen, die großes geleistet haben und auf Grund von Diskriminierung erst gar keinen Zugang zur Universität bekommen haben?
_Welche sind die Gründe für das Fehlen dieser Menschen in der Selbstdarstellung der HU?
_Inwieweit war und ist die HU daran beteiligt Menschen vom Studium oder Positionen auf Grund von Rassismus, Klassismus, Sexismus, Abelismus, Antisemitismus, Antisintiundromaismus u.v.m auszuschließen?
_Und wie können diese Ausschlüsse, die sich (nicht nur) auf der Ebene der Portraits und Skulpturen fortsetzen, aufgebrochen werden, wenn nur durch Rassismus privilegierte Personen denen hohe Positionen in der Uni-Struktur zugänglich waren, von der Uni geehrt werden?
_Wie schlägt sich unsere eigene Privilegierung als weiße Studentinn_en, die in Deutschland sozialisiert wurden, in den Schwerpunkten, die wir bislang im Projekt und der Broschüre gelegt
haben, nieder?

Dabei muss gesagt werden, dass es viele weitere wichtige Biographien und Aspekte gibt, die in diesem Update vorerst unberücksichtigt bleiben. Es wäre schön wenn an diesen Stellen weiter gedacht und recherchiert würde!


WHO IS MISSING?_Zur Auswahl der Schwarzen Studenti_nnen in Berlin

 

Die Namen von drei der Personen haben wir von Natasha A. Kelly bekommen (W.E.B. DuBois, Mary Church Terrell und Gilbert Haven Jones). Bei der weiteren Recherche hat sich schnell gezeigt, dass es schwer ist Informationen zu Schwarzen Personen oder PoC an der HU zu finden. Auf Natasha A. Kellys Anraten haben wir mit rassistischen Begrifflichkeiten gegoogelt und haben so u.a. einige Infos über ausländische Studenti_nnen of Color/ Schwarze Stude_ntinnen an der HU in der DDR-Zeit gefunden. Erst am Ende der Recherche sind wir auf die Seite blackpast.org gestoßen, die vor allem Schwarze US-amerikanische Personen benannt hat, die an den Berliner Unis studiert haben. Um die rassistischen Logiken des Ausschlusses nicht weiter zu reproduzieren, haben wir auch Schwarze Geleh_rte aufgeführt, die nicht an der HU studiert haben. Wichtige Biographien und Aspekte, die in diesem Update vorerst unberücksichtigt bleiben sind u.a. die Biographien von Sinti und Roma und anderen deutschen** und nicht deutschen PoC und Schwarzen Menschen. Zeitlich betrifft es u.a. die DDR-Geschichte und die Geschichte der Nachkriegs-BRD. Wir fragen uns in diesem Zusammenhang außerdem:

_Warum werden die wenigen Schwarzen Doz_entinnen/Dozent_innen of Color die heute an der HU lehren, nicht mit Portraits geehrt?
_Warum werden die entnannt*** weißen_ableisierten Normierungen durch die implizierten Auswahlkriterien „schon tot“ und „hochrangige HU-Angehörige“ immer weiter fortgeschrieben?
_Warum werden keine Persönlichkeiten portraitiert, die bedeutendes dekolonisierendes Wissen bereitstell(t)en?
_Warum werden bis heute fast ausschließlich entnannt weiß_typisierten_ableisierten historischen Kontexte als erwähnenswert und ehrenwert betrachtet?

Eine weitere wichtige Person, die hier (ebenfalls auf Anregung von Natasha A. Kelly) nicht unerwähnt bleiben soll, ist der Schwarze Philosoph und Rechtswissenschaftler Anton Wilhelm Amo, der ab 1729 in Halle und Wittenberg studierte. Er untersuchte in seiner Disputation die Rechtsstellung der Schwarzen in Europa (und nicht ausschließlich in seiner Disputation) und promovierte und lehrte als erster Afrikaner an einer europäischen Universität. Von Anton Wilhelm Amo existiert, auch dies ist bezeichnend, kein Portrait.


* Die Großschreibung von Schwarz auch in der adjektivischen Verwendung folgt den Selbstbezeichnungen Schwarzer und People of Color Aktivistin_nen und soll verdeutlichen, dass es sich bei Schwarzsein nicht um eine biologische oder kulturelle Identität, sondern um eine politische Positionierung handelt. Vgl. dazu u.a. Maureen Maisha Eggers et al.: Mythen, Masken und Subjekte, 2005, S.13.
** Die Kursivschreibung von deutsch ist inspiriert durch einen befreundeten migrantisch-2.Generation Aktivisten/Aktivisten of Color, der diese verwendet um darauf aufmerksam zu machen, dass die Kategorie deutsch eine in sich rassistische Konstruktion ist.
*** Der Begriff EntNennung/entnannt soll aufzeigen, dass das Verschweigen und die Nicht-Benennung von Privilegien und Normen aus privilegierter Perspektive, eine aktive Handlung darstellt. So ist bspw. das Verschweigen von Weißsein als gesellschaftliches Privileg eine Form der EntNennung, da Weißsein sprachlich als Norm impliziert wird, ohne jedoch als solche sichtbar gemacht zu werden. EntNennungen re_produzieren daher immer machtvolle Positionen, ohne sie explizit zu machen. Vgl. dazu u.a. Nduka-Agwu/Hornscheidt, 2010, S. 42; AK Feministische Sprachpraxis, 2011, S. 183; Hornscheidt, 2012, S. 360


WHO IS MISSING?_Schwarze Studen_tinnen in Berlin

 


W.E.B. DuBois
Philosoph, Gelehrter und bedeutender Vertreter der amerikanischen Bürgerrechtsbegwegung.

1888-1890: Studium an der Harvard University. B.A. in Geschichte.
1892-1894: Studium an der HU in Berlin.
1895: DuBois war der erste Schwarze US-Amerikaner, der von der Harvard University einen Doktorgrad verliehen bekam.
1903: Veröffentlichung des bahnbrechenden Buches The Souls of the Black Folk, welches auch die Strategien einiger Schwarzen Büger_rechtlerinnen (wie Booker T. Washington) herausforderte. Viele junge Schwarze Aktivis_tinnen wurden durch DuBois dazu inspiriert, ihre Arbeit zum Kampf gegen rassistische Unterdrückung einzusetzen.


Mary Church Terrell
Feministin, Gelehrte und bedeutende Vertreterin der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

1884-1888: Mary Church Terrell war eine der ersten Schwarzen Frauen, die in den USA einen College Abschluss erlangten. Sie studierte am Oberlin College in Ohio.
1888-1890: Bereiste 2 Jahre lang Europa und besuchte in Berlin eine höhere Mädchenschule, die von Kaiserin Viktoria gegründet wurde.
1904: Rede beim Internationalen Frauenkongress in Berlin, die sie auf englisch, französisch und deutsch hielt.



Will Marion Cook
Musiker, Komponist und Dirigent.

1884-1887: Studierte Violine am Oberlin College in Ohio.
1887-1889: Studierte Violine an der UdK in Berlin bei Joseph Joachim.
1898: Schrieb die Musik zum ersten Schwarzen Musical mit Schwarzer Besetzung Clorindy. The origin of the cakewalk. Obwohl er eine klassische Musikausbildung durchlaufen hatte, war er der Ansicht, dass Schwarze weiße Muster scheuen sollten. Anstatt weiße Musik zu imitieren, sei es wichtiger den eigenen einzigartigen Style zu kreieren.






Charles Leander Hill
Philosoph.

1924-1931: Studierte Theologie an der Wittenberg University in Springfield, Ohio.
1931: Erhielt ein Stipendium um an der HU zu studieren und sollte zu einem Reformator namens Philipp Melanchthon forschen. Ein wichtiges Ereignis war Hills Entdeckung der Antrittsrede des Philosophen Anton Wilhelm Amo zu Apathie.
1938: Zweiter Schwarzer US-Amerikaner, der einen Ph.D. erhielt, nach Marquis Lafayette Harris.







Ernest Everett Just
Biologe.

1907: Abschluss des Biologiestudiums. Arbeitete mehrere Jahre als Meeresbiologe.
1916: Doktor in Biologie. Fand aber keine Anstellung in den USA und ging nach Europa um dort zu arbeiten.
1930: War er der erste Amerikaner, der dazu eingeladen wurde am Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI der HU, damals Friedrich-Wilhelm-Universität) in Berlin eine Forschung durchzuführen








Gilbert Haven Jones
Philosoph.

1903/1902: Abschluss Bachelor of Arts und Bachelor of Science.
1906: Abschluss Master in Philosophie.
1909: Erster Schwarzer US-Amerikanischer Student der einen Doktortitel von einer deutschen Uni (Jena) bekommen hat. Titel seiner Doktorarbeit: Lotze und Bowne: Eine Vergleichung Ihrer philosophischen Arbeit. Hat in den Jahren zuvor auch eine kurze Zeit in Berlin studiert.






Alain Locke
Philosoph, wird als Vater der Harlem Renaissance bezeichnet.

1907: Beendete sein Englisch- und Philosophie-Studium an der Harvard University.
1910: Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität (damals FWU).
1918: Nach Erlangen des Doktors für Philosophie ging er zurück an die Howard University und wurde dort Leiter des Philosophie-Departments. Er blieb in dieser Funktion bis zu seiner Pensionierung 1953.






 

 

 

 

 

 

 

_Zu den historischen Kontexten

 

Wie sich an den aufgeführten Beispielen zeigt, gab es sowohl in der Kaiserzeit als auch in der Weimarer Republik Schwarze Stude_ntinnen und Studen_tinnen of Color an den Berliner Unis.
Wir gehen davon aus, dass Schwarze Stu_dentinnen und Student_innen of Color auf Grund der staatsrassistischen Politik in der Nazizeit aus dem Unibetrieb ausgeschlossen wurden. Bis auf die Tatsache, dass die HU sich damit nicht auseinandersetzt, haben wir jedoch bislang keine konkreten Informationen dazu gefunden.
Es hat in der Nachkriegszeit in der DDR und in der BRD, sowie nach der Wende auch weiterhin Schwarze Student_innen und Studenti_nnen of Color an den Berliner Unis gegeben, dennoch sind sie nicht repräsentiert.

_Warum ist es so schwer etwas zu Schwarzen Menschen und PoC an der HU herauszufinden? Wieso tauchen sie nicht oder nur wenig auf? Wenn es sie doch immer gegeben hat?

> Die rassistischen Strukturen zeigen sich nicht nur in der Ent_Wahrnehmung und Ent_Erwähnung dieser Biographien in der entnannt weißen_typisiert_ableisierten Selbstdarstellung der Uni, sondern auch in der Schwierigkeit Informationen zu diesen Biographien zu finden.


AND WHY? _Normierungen, Ausschlüsse und Weglassungen in der Selbstdarstellung der Humboldt-Universität UND in unserer kritischen Auseinandersetzung damit

 

_Die Strukturen waren und sind rassistisch



Struktureller, institutionalisierter und individueller Rassismus findet auf allen gesellschaftlichen und universitären Ebenen statt und erschwert den Zugang zur Uni um ein Vielfaches. Erreichen Schwarze Studentinn_en/Stu_dentinnen of Color diesen Zugang gegen alle Widerstände, wird ihnen das Studium durch die Allgegenwärtigkeit von Rassismus an der Uni erschwert. Zusätzlich führen die rassistischen Strukturen (und individueller Rassismus) dazu, dass der entnannt weiße Wissenschaftsbetrieb in der Regel weiß bleibt, indem machtvolle Positionen fast ausschließlich mit weißen Mitarbeiter_innen besetzt werden.
All dies steht im genauen Gegensatz zur Behauptung des weiß_typisierten_ableisierten HU-Präsidenten Olbertz, dass die HU ein gutes Beispiel für “Multikulturalität” sei. Wobei zu erwähnen bleibt, dass das an sich problematische Konzept der “Multikulturalität”, so wie es im deutschen Kontext verhandelt wird, eigentlich genau solche Umstände beschreibt: Entnannt weiße dominante Strukturen (gerne auch als „Leitkultur“ betitelt) schmücken sich mit „Diversität“, ohne jedoch jemals die eigene Vormachtstellung aufzugeben oder zu hinterfragen - die vermeintlich „Anderen“ werden im besten Fall lediglich geduldet.


_Die fortdauernde Ent_Nennung von Kolonialismus

 

Die Vernachlässigung der kolonialen Vergangenheit durch die HU und durch uns wird anhand des weiß_typisiert_ableisierten Alexander von Humboldt deutlich. Wir haben beim Googlen im deutschsprachigen Kontext keine kritischen Informationen zu Alexander von Humboldts Rolle im Kolonialismus und im Umgang bzw. der Vermeidung des Umgangs damit gefunden. Anstatt dies zu thematisieren, haben wir eine „Verlegenheitsthematisierung“ forciert: Wenn wir uns schon mit der HU auseinandersetzen, müssen wir auch mindestens einen Humboldt thematisieren und tun dies anhand einer aus dem Stegreif formulierten Generalkritik. Es wäre sinnvoller gewesen, wenn wir thematisiert hätten, dass wir in entnannt weißen deutschsprachigen Kontexten wenig kritische Auseinandersetzungen zur Rolle Alexander von Humboldt gefunden haben. In diesem Zusammenhang wurde uns erst später wirklich bewusst, dass die HU vor allem die Nazizeit thematisiert (und das auch nur am Rande), aber in keiner Weise ihre Beteiligung am Kolonialismus.


_Kolonialismus und Nationalsozialismus


Durch Menschen wie Natasha A. Kelly, Grada Kilomba und  Aretha  Apithy, die als Schwarze Frauen und HU-Dozentinnen positioniert sind, wurde uns die Verbindung von Kolonialismus und Nationalsozialismus erst wirklich und viel umfassender bewusst. Wir weiße, linke Stud_entinnen haben zwar viel Wissen über den Nationalsozialismus und haben uns dementsprechend auch schnell auf Personen wie den weißen_typisierten_ableisierten Nobelpreisträger und Nazi-Täter Adolf Butenandt konzentriert, den Zusammenhang von NS-Verbrechen und Kolonialismus, der im Falle Butenandts und seinen Freunden sehr deutlich wird, haben wir jedoch nicht einmal wahrgenommen. Grada Kilomba hat uns erst darauf aufmerksam machen müssen und durch die weitere Auseinandersetzung und den Input von Aretha Apithy wurde uns noch bewusster, wie tief die koloniale Haltung in der weißen, deutschen Wissenschaft vorhanden ist. Diese rassistische, menschenverachtende Haltung, die der Forschung schon lange vor dem Machterhalt der NationalsozialistInnen immanent war, ließ sich im NS sehr gut mit der weitergehenden Forschung verbinden, ohne dass es bei den Akt_eurinnen irgendwelche moralischen Bedenken gegeben hat. Diese Bedenkenlosigkeit setzt sich u.a. in der Ehrung Adolf Butenandts fort.


Hier ein Beispiel für eine solche Verbindung, die wir vorher nur oberflächlich und durch die NS-Brille angeschaut hatten. Würde weiter recherchiert, würden neben den unten aufgeführten Punkten sicher viele weitere Kontinuitäten und Verbindungen von Kolonial- und NS-Verbrechen und Verbrecher_innen zum Vorschein kommen:



_Die Fischer – von Verschuer – Butenandt – Stein – Mengele – Verbindung 


Eugen Fischer (1874-1967)
_weiß_typisiert_ableisiert. War ein deutscher Mediziner, Anthropologe und führender “Rassenhygieniker“.
_Habilitierte 1900 in den Fächern Medizin und Anthropologie.
_1908 Forschungsaufenthalt in Namibia. Erforschte dort die Nachkommen von Nama-Frauen und burischen Männern.
_Bis 1942 Leiter des KWI für Anthro-pologie (Kaiser Wilhelm Institut für Anthropologie - menschliche Erblehre und Eugenik der HU Berlin, damals Friedrich-Wilhelm-Universität) und Befürworter der “Rassengesetze".

Otmar von Verschuer (1896-1969)
_ weiß_typisiert_ableisiert. Führender „Rassenhygieniker“ der NS-Zeit.
_Doktorvater von Joseph Mengele und Gerhart Stein. Arbeitete mit beiden eng zusammen und experimentierte in diesem Zusammenhang auch an menschlichen Leichenteilen, die von Mengele aus Auschwitz nach Berlin geschickt wurden.
_Von Verschuer war als Nachfolger von Eugen Fischer ab Oktober 1942 Leiter des KWI.
_Mit Hilfe von Butenandt 1949 als „Mitläufer“ kategorisiert und so der Entnazifizierung entkommen.

Adolf Butenandt (1903-1995)
_ weiß_typisiert_ableisiert. Biochemiker, Nobelpreisträger.
_mit einem Portrait in der Sammlung vorm Senatssaal des HU-Hauptgebäudes geehrt. In unserem Projekt haben wir Butenandts NS-Täterschaft thematisiert (siehe Seite 19 der Broschüre).

Gerhart Stein (1910-1971)
_ weiß_typisiert_ableisiert. Arzt und „Rassenhygieniker“.
_Dissertation über Sinti und Roma im Zwangslager Berlin Mahrzahn.
_Mitarbeiter der “Rassenhygienischen Forschungsstelle” (RHF) unter Robert Ritter.
_Unterstützte die Polizei durch seine Arbeit aktiv bei der Erfassung aller Sinti und Roma und deren Deportation in Konzentrationslager.
_Wurde niemals zur Verantwortung gezogen.

Josepf Mengele (1911-1979)
_weiß_typisiert_ableisiert. Deutscher Mediziner und Anthropologe.
_Bis 1940 Assistent von von Verschuer.
_Ab 1943 als SS-Arzt in Auschwitz tätig, wo er medizinische Experimente an Häftlin_gen durchführte und Proben und Leichenteile auch an von Verschuer schickte.
_Starb 1979 in Bertioga, Brasilien.


ENGLISH VERSION


Why this Update

 

Natasha  A. Kelly (http://www.NatashaAKelly.com), from her position as a Black woman and lecturer at Humboldt University, gave us the feedback several times that our project „Who is missing? And why?“ does not mention racism with a single word and that it does not give an answer to the question „who is missing and why“. Natasha A. Kelly explained her critique in the following way: “a. racism and sexism are inextricably connected for Black women, i.e. interdependent. Thus from my position I can never look at sexism without taking racism into account as well. b. gender differentiations have been created on the basis of supposed ‘racial distinctions’ (and not vice versa), therefore gender can never do without (anti) racism research.” (our translation). At the inauguration of our project in July 2012, she gave us names of Black* scient_ists, which we lost soon afterwards, and then did not pursue it any further. In December 2012, we gave a guided tour with PhD-stude_nts and we still had not included the inspirations and biographies in our work. After further discussions with Natasha A. Kelly we realized this had to be changed soon. When Natasha A. Kelly invited us to give a guided tour for the participa_nts of her seminar in July 2013, we took the occasion to revise the project.
This is the momentary status and a first attempt to partially answer the question „Who is missing? And why?“ by answering the following questions:

_Who are the people who are missing in the representations?
_Where are the people who achieved great things but had no access to the university in the first place because of discrimination?
_What are the reasons for the absence of those people in the self-representation of the Humboldt University?
_To which extent was and is the Humboldt University participating in the exclusion of people from studying or getting positions on the basis of inter alia racism, sexism, ableism, anti-Semitism, anti-Sintiandromaism?
_And how can these exclusions, which perpetuate themselves at the level of the portraits and sculptures, be broken up, if only persons that are privileged through racism and who had access to high positions in the university’s structure are honoured by the university?
_How is our own privileging as white stude_nts who have been socialized in Germany reflected in the priorities we have set in the project and in the leaflet until now?

It must be mentioned, though, that there are many other biographies and aspects, which are not yet considered in this update. It would be great if there would be further thinking and researching at those points!


WHO IS MISSING?_About the selection of the Black stu_dents in Berlin

 

The names of three persons, (W.E.B. DuBois, Mary Church Terrell and Gilbert Haven Jones) we got from Natasha A. Kelly. During the further research we realized soon how difficult it is to find information about Black persons or PoC at the Humboldt University. Following Natasha A. Kelly’s  suggestion we googled with racist terms, and by doing so, we found some information about foreign studen_ts of Color/ Black stu_dents at Humboldt University in GDR. Only at the end of our research, we came across the website blackpast.org, that mainly named Black U.S. American persons who studied at the Berlin universities. To avoid reproducing the racist logic of exclusion, we also included Black schol_ars who did not study at the Humboldt University. Important biographies and aspects that are not considered in this update, for now, are the biographies of Sinti and Roma people and other German** and non German PoC and Black people, among others. Timewise, this addresses the histories of the GDR history and of post war west Germany, as well as other histories. Furthermore we ask ourselves:

_Why are the few Black lectur_ers/ lecturer_s of Color teaching at the Humboldt University today not honoured with portraits?
_Why aren’t there any persons portrayed who provide(d) important decolonizing knowledge?
_Why are the denamed*** white_ableised normalizations continiously perpetuated by sticking to the implicit criteria of selection “already dead” and “high-ranking university member”?
_Why are the denamed white_manified_ableised historical contexts almost exclusively those that, until today, are considered as worth mentioning and honouring?

Another important person (also inspired by Natasha A. Kelly), who shall not be left unmentioned here is the Black philosopher and legal scholar Anton Wilhelm Amo, who studied from 1729 in Halle and Wittenberg. In his dissertation (and not only in his dissertation) he examined the legal position of Black people in Europe, and he was the first African who took a doctoral degree and taught at a European university. Of Anton Wilhelm Amo, there exists no portrait, which is telling too.

* The capitalization of Black also for the use as adjective follows the self designation of Black and PoC-activist_s and shall illustrate that Blackness is not a biological or cultural identity, but a political positioning. See amongst others: Maureen Maisha Eggers et al.: Mythen, Masken und Subjekte, 2005, P.13.
** The typesetting in italics of the term German is inspired by a befriended migrant 2nd generation activist /activist of Color, who is using it to draw attention to the category German as a per se racist construction.
*** The concept deNaming/denamed shall demonstrate that the concealment and the not-naming of privileges and norms when performed from a privileged perspective is an active operation. In this context the concealment of whiteness as a societal privilege is a form of deNaming, because whiteness is linguistically implied as a norm, without being made visible as such. Thus deNamings re_produce powerful positions which however aren’t made explicit. See Nduka-Agwu/Hornscheidt, 2010, p. 42; AK Feministische Sprachpraxis, 2011, p. 183; Hornscheidt, 2012, p. 360.



WHO IS MISSING?_Black stu_dents in Berlin



W.E.B. DuBois

Philosopher, scholar and important agent of the American civil rights movement.

1888-1890: Studies at Harvard University. B.A. in History.
1892-1894: Studies at Humboldt University in Berlin.
1895: DuBois was the first Black U.S. American to obtain a PhD at Harvard University.
1903: Publication of the groundbreaking book The Souls of the Black Folk, which challenged also the strategies of some (such as Booker T. Washington) Black civil rights a_ctivists. Many young Black activi_sts were inspired by DuBois to use their work for the fight against racist oppression. 

Mary Church Terrell
Feminist, scholar and important agent of the American civil rights movement.



1884-1888: Mary Church Terrell was one of the first Black women in the USA who gained a college degree. She studied at the Oberlin College in Ohio.
 1888-1890: Travelled 2 years through Europe and attended a secondary girl's school in Berlin, which was founded by Empress Victoria. 
1904: Speech at the International Women’s congress in Berlin, which she gave in fluent English, French und German.

Will Marion Cook 
Musician, composer and conductor.



1884-1887: Studied violin at the Oberlin College in Ohio.
 1887-1889: Studied violin at the UdK in Berlin with Joseph Joachim.
 1898: Wrote the music for the first Black musical with Black cast Clorindy. The origin of the cakewalk. Although having passed through a classical musical education, he held the opinion that Blacks should avoid white patterns. Instead of imitating white music, it would be more important to create their own unique style.

Charles Leander Hill 
Philosopher.



1924-1931: Studied theology at the Wittenberg University in Springfield, Ohio. 
1931: Received a scholarship to study at the Humboldt University and was supposed to research about the reformer Philipp Melanchthon. An important event was Hill’s discovery of the inauguration speech of philosopher Anton Wilhelm Amo about apathy. 
1938: Second Black U.S. American (after Marquis Lafayette Harris) to obtain a PhD.

 

 

 

Ernest Everett Just
Biologist.



1907: Completion of the studies of biology. Worked several years as marine biologist. 
1916: Doctoral degree in biology. Did not find an employment in the USA and went to Europe in order to work there. 
1930: Was the first American, who was invited to conduct research at the Kaiser-Wilhelm-Institute (KWI of Humboldt University, at that time Friedrich-Wilhelm-University) in Berlin.

 

 

Gilbert Haven Jones
Philosopher.



1903/1902: Completion of the Bachelor of Arts and the Bachelor of Science.
 1906: MA degree in philosophy. 
1909: First Black U.S. American scholar to obtain a doctoral  degree at a German university (in Jena). Title of his thesis: Lotze und Bowne: Eine Vergleichung Ihrer philosophischen Arbeit. In the years before he studied for a while in Berlin.

Alain Locke
Philosopher, is referred to as the father of the Harlem Renaissance.



1907: Finished his studies of English and philosophy at Harvard University.
 1910: Studies philosophy at the Humboldt University.
 1918: After obtaining a doctor title in philosophy he returned to Howard University and became head of the philosophy department. He stayed in that position until he retired in 1953.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

_About the historical contexts 


As can bee seen with the listed examples, there have been Black stu_dents/ student_s of Color at the Berlin universities during the imperial period as well as during the Weimar Republic.
We assume that Black stu_dents and student_s of Color were excluded from the universities due to the state-racist politics during the Nazi period.
Apart from the fact that the Humboldt University is not dealing with it, we have not found any concrete information about it. There have been Black stu_dents/ student_s of Color at the Berlin universities in postwar east and west Germany, as well as after the German reunification, yet they are not represented.

_Why is it so difficult to find anything about Black stud_ents and stud_ents of Color at the Humboldt University? Why  don’t they appear or appear so rarely? Although they always existed?

> The racist structures are reflected not only through the de_perception and the de_mentioning of those biographies in the denamed white_manified_ableised self-representation of the university, they are also reflected in the difficulty of finding information about them.



AND WHY? _Normalizations, exclusions and omissions in the self-depiction of the Humboldt University AND in our critical examination of it

 

_The structures were and are racist

 

Structural, institutionalized and individual racism takes place on all societal and university levels and complicates the access to the university many times over. If Black stu_dents/ student_s of Color achieve this access against all opposition, their studies are complicated by the omnipresence of racism at the university. Additionally, the racist structures (and individual racism) insure that the denamed white academic community usually remains white, by filling powerful positions nearly exclusively with white employees. All this is the exact contrast to the claim of Olbertz, the white_manified_ableised president of the Humboldt University, the HU was a good example of “multiculturality”. Whereas it should be mentioned that the (in itself problematic) concept of “multiculturality”, as it is dealt with in the German context, actually does describe exactly these circumstances: denamed white dominant structures (gladly referred to as “Leitkutur” > leading culture) adorn themselves with “diversity”, without ever giving up or questioning their supremacy - the supposed “others” are only (in the best case) tolerated.



_The ongoing de_naming of colonialism

 

Neglect of the colonial past by the Humboldt University and by us becomes clear through the example of white_manified_ableised Alexander von Humboldt. Searching the internet, we did not find any critical information about Alexander von Humboldt’s role during colonialism. Instead of focussing on this issue, we forced ourselves into a kind of ‘quandary argument’in taking issue with Humboldt-University, we had to address at least one of the Humboldts, and we did this by formulating a generalized critique offhand. It would have been more meaningful to take issue with the fact that we found hardly any critical engagement with Alexander von Humboldt in the denamed white German speaking context. Later we realized in this context that the Humboldt University is dealing mostly with the Nazi past (and also this only marginally), but not at all with its participation in colonialism.



_Colonialism and National Socialism

 

Only through people like Natasha A. Kelly, Grada Kilomba and  Aretha  Apithy, who are positioned as Black women HU-lectorers, we became really aware of the connection between colonialism and National Socialism. We white, leftist  studen_ts have a lot of knowledge about National Socialism and accordingly we focussed our research quickly on persons like the white_manified_ableised Nobel Prize winner and Nazi-perpetrator Adolf Butenandt. The connection of Nazi crimes and colonialism, which becomes very clear in the example of Butenandt and his friends, we did not even perceive. Grada Kilomba had to bring that to our attention and by further dealing with it and with the input of Aretha Apithy, we became more and more aware how deeply rooted is the colonial attitude in the white, German science. This racist, inhuman stance that was inherent to the scholarship already long before the National Socialists came into power, could be connected to and used for the further research by the Nazis very easily, and without any moral considerations on the side of the ag_ents. This thoughtlessness is continued amongst others through the honouring of Adolf Butenandt by the Humboldt University.


Here an example of such a connection, which we had previously considered only superficially and only through a Nazi lens. With further research, many other continuities and connections between colonial crimes and Nazi crimes and crimi_nals, beyond those listed below, would definitely emerge:

_The Fischer – von Verschuer – Butenandt – Stein – Mengele – connection

 

 

Eugen Fischer (1874-1967)
_white_ableised_manified. Was a German physician, anthropologist and leading “Rassenhygieniker“ (“racial hygienist”).
_Promoted 1900 to professor of medicine and anthropology.
_1908 research residency in Namibia. There he researched the progeny of Nama women and Boer men.
_Until 1942 chief of the KWI for anthropology (Kaiser Wilhelm Institut for anthropology - human heredity and eugenics at the HU Berlin, at that time Friedrich-Wilhelm-University) and proponent of the “Rassengesetze” (“race laws”).

Otmar von Verschuer (1896-1969)
_white_ableised_manified. Leading „Rassenhygieniker“ (“racial hygienist”) of the Nazi era.
Doctorate supervisor of Joseph Mengele and Gerhart Stein. Worked closely together with both and experimented in this context also with parts of human bodies, which were sent by Mengele from  Auschwitz to Berlin.
_Von Verschuer succeeded Eugen Fischer in October 1942 as chief of the KWI.
_With the help of Butenandt he was categorized as “Mitläufer” (non committed person, follower) in 1949 and therefore escaped the de-Nazification.

Adolf Butenandt (1903-1995)
_white_ableised_manified. Biochemist, Nobel Price laureate.
_honoured with  a portrait in the collection in front of the Senatssaal of the Humboldt University’s main building. In our project dealt Butenandt's Nazi perpetration (see page 19 of the leaflet and below)

Gerhart Stein (1910-1971)
_white_ableised_manified. Physician and  „Rassenhygieniker“ (“racial hygienist”).
_Dissertation about Sinti and Roma people in the concentration camp  Berlin Mahrzahn.
_Employee of the “racial hygienist research center”) under Robert Ritter.
_Supported the police actively with his work in the assessment of all Sinti and Roma people and their deportation in the concentration camps.
_Has never been called to account.

Josepf Mengele (1911-1979)
_white_ableised_manified. German physician and anthropologist.
_until 1940 assistent of von Verschuer.
_worked from 1943 as SS-physician in Auschwitz, where he conducted medical experiments on prisone_rs, and from where he sent samples and body parts to von Verschuer.
_Died 1979 in Bertioga, Brazil.

Tuesday, July 16, 2013

Broschüren-Update kommt bald / Leaflet Update coming soon

english version below

Auf Anregung von und in Zusammenarbeit mit der Schwarzen HU-Dozentin Natasha A. Kelly (http://www.natashaakelly.com/) haben wir ein Update unserer Broschüre erstellt, in dem wir begonnen haben die Fragen "Who is missing? And why?" zu beantworten. Wir haben dieses Update vor kurzem bei einer Führung für Natasha A. Kellys Seminar "Visuelle Kolonialität: Die Ent_Wahrnehmung von sozialen Positionen in kolonialen Bildre_produktionen" vorgestellt und in unsere Führung durchs Hauptgebäude integriert. 
Das Update werden wir nun noch überarbeiten und dann hier auf den Blog stellen. Vielen Dank nochmal für die Beiträge und das Feedback während der Führung und zum Broschüren-Update  an die Seminarteilnehme_rinnen und an Natasha A. Kelly!

english version

Initiated by and in collaboration with the Black HU-professor Natasha A. Kelly (http://www.natashaakelly.com/) we began to answer the questions "Who is missing? And why?" by updating our leaflet. We presented this update recently at a guiding tour for Natasha A. Kelly's seminar "Visuelle Kolonialität: Die Ent_Wahrnehmung von sozialen Positionen in kolonialen Bildre_produktionen" and we integrated it in our tour through the main builiding. We are now going to revise the leaflet in order to upload it on the blog. Many thanks again to the seminar particip_ants and to Natasha A. Kelly for the contributions and the feedback during the guiding tour and regarding the leaflet update!

Treffen mit der Frauenbeauftragten und der Kustodin der HU / Meeting with the women's representative and the curator of HU

english version below

Am 28.6. haben wir uns endlich mit der Frauenbeauftragten und der Kustodin der HU, die für die Kunstsammlung der Uni zuständig ist, getroffen. Im Ergebnis wird es unter Umständen die Möglichkeit geben unsere Intervention (diesmal mit Erlaubnis) zu wiederholen und unsere Broschüren vor dem Büro der Frauenbeauftragen auszulegen. Außerdem werden wir in Zusammenarbeit mit der Kustodin eine Änderungen bezüglich der fehlenden Kontextualsierungen der im Hauptgebäude ausgestellten Skulpturen und Portraits. Konkrete Umsetzungen werden wir auf dem Blog bekanntmachen.
 english version

At june 28th we finallly met with the women's representative of the HU and with the curator, who is taking care of the university's art collection. The result of this meeting is that we might get the chance to repeat our intervention, this time with approval, and to lay out our leaflets in front of the women's representative's office. Apart from that we will start to collaborate with the curator in order to realize some changes regarding the missing contextualizations of the exhibited sculptures and portraits in the main building. Concrete realizations will be announced on the blog.

Wednesday, April 17, 2013

Antwort der zentralen Frauenbeauftragten der HU auf unsere Anfragen/ Answer of the Women's representative of the HU to our requests


english version below

Am 29.01.2013 haben wir die zentrale Frauenbeauftragte der HU angeschrieben und sie um Unterstützung und Zusammenarbeit für unser Projekt gebeten. In einem ausführlichen Schreiben haben wir unsere Kritik an der Selbstdarstellung der Humboldt-Universität dargelegt. Konkret baten wir um die Möglichkeit unsere Broschüren an einem Ort im Hauptgebäude genehmigt auszulegen und um Unterstützung für eine Wiederholung unserer Intervention vom letzten Sommer. Da sich unser Projekt auf interdependent verstandene Diskriminierungsformen und damit auch explizit auf Sexismus in der Selbstdarstellung der HU bezieht, haben wir mit einer positiven Antwort gerechnet. Als wir nach 2 Wochen noch keine Antwort bekamen und nochmal nachfragten, erhielten wir von einer Mitarb_eiterin des Büros der zentralen Frauenbeauftragten die Rückmeldung, unser Schreiben sei eingegangen und würde in Kürze beantwortet.
Im März haben wir ein weiteres Schreiben unter anderem an die Frauenbeauftragte versendet, in dem wir uns kritisch mit dem Text und problematischen Implikationen der Art der Ausschreibung für das Lise-Meitner-Denkmal, das im Oktober diesen Jahres im Vorhof des Hauptgebäudes aufgestellt werden soll, auseinandergesetzt haben.

Am 15.04.2013 haben wir ein Schreiben der zentralen Frauenbeauftragten erhalten, in dem sie sich für die späte Antwort entschuldigt und uns einlädt zu einem Treffen mit ihr und der Kuratorin der HU zu kommen, um unsere Kritik an der Selbstdarstellung der HU und an der Ausschreibung für das Lise-Meitner-Denkmal zu erörtern. Wir freuen uns und sind gespannt.

english version

At the 29th of january 2013 we’ve sent a letter to the women’s representative of the Humboldt-University in which we asked for help and support for our project. In a detailed letter we explained our critique to the self representation of the HU. Precisely we asked for the possibility to display our leaflets with approval some place in the main building and we asked for support for a follow-up of our intervention last summer. Given that our project deals with interdependent discrimination forms and therefore also explicitly with sexism in the self representation of the HU, we were hoping to get a positive answer. When we did not get any answer for two weeks, we wrote again asking for feedback and we got the confirmation from an employee of the women’s representative headquarter that they had received our letter and that they would reply soon.
In march we sent another letter amongst others to the women’s representative in which we dealed critically with the request for proposal process for a Lise Meitner sculpture that is going to placed in the front yard of the main building october this year.

At april 15th we received a letter from the women's representative of the HU in which she apologizes for answering so late and invites us to discuss our critique of the self representation of the HU and our critique of the request for proposal process for the Lise Meitner sculpture together with her and the curator of the HU. We are looking forward to this.

Friday, March 8, 2013

The video

Hier ist unser Video zum Projekt und zur Intervention/
Here is our video about the project and the intervention:



 


Friday, February 15, 2013

On 22nd of Febuary you will find us at Südblock!

On the 22nd of Febuary we will present a part of our intervention at Südblock in Berlin starting at 10pm! Lann Hornscheidt will publish a new book and that needs to get celebrated! :-)

Am 22. Februar werden wir einen Teil unserer Intervention im Südblock in Berlin präsentieren! Beginn: 22 Uhr! Lann Hornscheidt veröffentlicht ein neues Buch und das gehört gefeiert! :-)

http://www.suedblock.org/wp/2013/queerblock-prasentiert-trans_x_ing-trans_feminist-activism-am-22-02-13/




Südblock
Admiralstraße 1-2
10999 Berlin-Kreuzberg

U Kottbusser Tor

Friday, July 20, 2012

Tag 2/ Day 2

english version below

Tag 2 nach der Installation der Beschriftungen: Am Morgen hängen noch die Kontextualisierungskärtchen zu den Wissenschaf_tlerinnen und den Rektorin_nen im 1. OG sowie die Kärtchen im Philos_ophinnenflur im 2. OG. Um 16,30 sind alle Beschriftungen verschwunden. 

Da die Deinstallation von Beschriftungen an Portraits nicht ohne Autorisierung durch die Unileitung erfolgt sein kann, verstehen wir dies als ein deutliches Zeichen für die Verweigerung einer kritischen Auseinandersetzung mit der universitären Selbstdarstellung und als die willentliche Wiederherstellung der kritisierten hegemonialen Repräsentationsregime. 

Die Fotos aller abgenommenen Beschriftungen und die Beschriftungstexte seht ihr unten.


english version

Day 2 after the installation of the captions: In the morning our contextualizing captions of the womanified scient_ists and the re_ctors on the first floor and of the p_hilosophers on the second floor are still hanging. At half past 4 pm all of the captions have disappeared.

Given that the deinstallation of portrait captions can not have been conducted without authorization of the university administration, we understand this action as a clear sign of the refusal to critically deal with the university's self depiction and we also understand this as the deliberate restoration of the hegemonic regime of representation we have been questioning.

The pictures of all removed captions and the caption text you can see below.




Alexander von Humboldt_2 Welche Rolle spielen Personen wie Alexander von Humboldt für die Beschönigung, Romantisierung und Ent_Nennung von Kolonialismus im Rahmen der Konstruktion des Entdeckermythos? Warum wird Alexander von Humboldt bis heute im deutschen Kontext fast ausschließlich positiv gezeichnet? Wo ist die kritische Auseinandersetzung mit der deutschen kolonialen Vergangenheit und der Kontinuität kolonialistischen Habitus’?

Alexander von Humboldt_2 Which role do persons like Alexander von Humboldt play for the euphemizing, romanticizing and de_naming of colonialism framed by the construction of the explorer-myth? Why is an exclusively positive picture drawn of Alexander von Humboldt in the German context through today? Where is a critical examination of the German colonial past and the continuity of colonial habitus?



Adolf Butenandt_34 Butenandt war der Nachfolger von Carl Neuberg, der im Zuge des antisemitischen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 1934 als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biochemie entlassen wurde. Somit profitierte Butenandt vom nationalsozialistischen System.  Der Umstand dass Butenandt alle Institutsunterlagen mit dem Vermerk „geheime Reichssache“ vernichtete, belegt seine Verstrickung in NS-Verbrechen. Er arbeitete außerdem eng mit Günther Hillmann und Otmar Freiherr von Verschuer, so genannter Rassenhygieniker und Eugeniker und Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie zusammen. Verschuer und Hillmann arbeiteten zusammen an einem Forschungsprojekt, bei dem sie von Joseph Mengele Blutproben und Leichenteile aus Auschwitz erhielten. Es ist daher davon auszugehen, dass Butenandt über dieses Forschungsprojekt und dessen Versuchsreihen, informiert war.  Darüber hinaus war er selbst an dubiosen medizinisch-militärischen Forschungsprojekten beteiligt. In Versuchsreihen zu Hämopoietin (Erythropoetin) war er Versuchen an menschlichen Lebern nicht abgeneigt.
Im Nachkriegsdeutschland hat er ein Bild der reinen Wissenschaft propagiert, die unabhängig von politischen Systemen agiert. Butenandt trat bei Entnazifizierungsprozessen für seine Nazi-Kollegen ein und argumentierte, dass diese durch ihr Betreiben einer reinen Wissenschaft keine Schuld an Verbrechen an der Menschlichkeit tragen und verhalf dadurch vielen Täter_innen zur Rehabilitation.

Adolf Butenandt_34 Butenandt was the successor of Carl Neuberg, who had been dismissed as the director of the Kaiser Wilhelm Institute of Biochemics in the course of the anti-Semitic „Law for the Restoration of the Professional Civil Service“ in 1934. Therefore, Butenandt benefited from the Nazi politics.  The fact that Butenandt destroyed all files of the Institute that had been labeled as “secret Reich business” proves his enmeshment in Nazi crimes. Butenandt was also working closely together with Günther Hillmann and Otmar Freiherr von Verschuer, director of the Kaiser Wilhelm Insitute of Anthropology, and a so-called racial hygienist and eugenicist. Verschuer and Hillmann worked together on a research project, for which they received blood samples and body parts provided by Joseph Mengele from Auschwitz. It can be assumed that Butenandt had been informed about this research project and its test series. Furthermore, Butenandt himself participated in dubious medical military research projects. While working on a test series of hemopoietin (erythropoietin), he wasn’t reluctant to experiment on human livers.
In post war Germany Butenandt propagated an image of pure science independent from respective politics. He also advocated for his Nazi colleagues during the denazification trials. He argued that, having conducted pure science, they didn’t bear the blame for the crimes against humanity. His involvement in this regard led to the rehabilitation of many perpetra_tors.


Otto Hahn_19  Otto Hahns politisch desinteressierte Haltung bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten verdeutlicht seine gesellschaftlich privilegierte Position im Vergleich zu Personen wie z.B. Albert Einstein, der Deutschland schon im Jahre 1932 aufgrund zunehmender antisemitischer Übergriffe auf seine Person verließ. Das lässt darauf schließen, dass es Hahn möglich war, die zunehmend antisemitische Atmosphäre zu ignorieren.
„Herr Hahn und ich erkannten seinerzeit sehr genau die Möglichkeit der Gewinnung explosiver Energien, als wir 1938 die Kernspaltung vollzogen hatten...“ (Klaus Hoffmann (1993), Otto Hahn – Schuld und Verantwortung, S. 159) Warum haben Hahn und Straßmann unter der gegebenen politischen Situation in Deutschland weitergeforscht? Wie sieht es mit der Verantwortung der Wissenschaft gegenüber Menschen aus? Haben Wissenschaftle_rinnen nicht die Pflicht kontinuierlich zu reflektieren welche Konsequenzen die Forschungsergebnisse nach sich ziehen könnten? Wem sie nutzen und wem sie schaden können? Warum wird Wissenschaft immer als neutral und unabhängig von gesellschaftlichen Kontexten gesetzt?
Darüber hinaus wird Lise Meitner, die „maßgeblich an der Entdeckung der Kernspaltung beteiligt“ war (siehe Infotext des Portraits Nr. 83) hier ent_erwähnt. Lise Meitner musste 1938 im Zuge des Anschlusses von Österreich aufgrund antisemitischer Verfolgung nach Schweden fliehen und wurde wie Fritz Straßmann bei der Verleihung des Nobelpreises übergangen.
Otto Hahn_19  Otto Hahn’s politically disinterested stance until the Nazis seized power illustrates his socially privileged position, compared to persons such as Albert Einstein, for instance, who left Germany as early as 1932 due to increasing anti-Semitic aggressions against him. It can be concluded, that for Otto Hahn it was possible to ignore the increasing anti-Semitic atmosphere.
Lise Meitner „had contributed significantly to the discovery of nuclear fission“ (see portrait number 83). In the course of the annexation of Austria in 1938, Lise Meitner had to flee to Sweden due to anti-Semitic persecution. Like Fritz Straßmann she has been overlooked in the awarding of the Nobel Prize. This fact is de_mentioned here.
„At that time Mister Hahn and I realized clearly that there was the possibility to produce explosive energy when we achieved nuclear fission in 1938.“ (Klaus Hoffmann (1993), Otto Hahn – Schuld und Verantwortung, S. 159; our translation)
Why did they continue their research in the given political situation in Germany?
What about the responsibility of science towards people?
As a scien_tist, isn’t it my duty to reflect on the possible outcomes of my research continuously? Whom they could benefit and whom they could harm?
Why is science always posited as neutral and independent of societal contexts?



Johann Gottlieb Fichte_42/74 „Derjenige Jude, der [...] zur allgemeinen Gerechtigkeits-, Menschen- und Wahrheitsliebe hindurchdringt, ist ein Held und ein Heiliger. Ich weiß nicht ob es deren gab oder gibt. Ich will es glauben, sobald ich sie sehe [...] Menschenrechte müssen sie haben, ob sie gleich uns dieselben nicht zugestehen [...] Aber ihnen Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich kein Mittel als das, in einer Nacht ihnen allen die Köpfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine jüdische Idee sei. Um uns vor ihnen zu schützen sehe ich kein anderes Mittel, als ihnen ihr gelobtes Land zu erobern und sie alle dahin zu schicken.“ (Johann Gottlieb Fichte: Beiträge zur Berichtigung der Urtheile des Publicums über die französische Revolution, 1793; Zitiert aus: J. G. Fichte: Schriften zur französischen Revolution, Reclam Verlag, Leipzig 1988, S. 143-144)
Wie neutral ist Philosophie? Wann und wie wird Antisemitismus ent_nannt oder normalisiert?
Warum und seit wann hängt Fichte hier (immer noch)? Was sagt das? Und wie fühlt es sich an? Für wen? Wer ist hier implizit angesprochen?
Johann Gottlieb Fichte_42/74 „That Jew, who achieves a general love for justice, the humankind and truth is a hero and a saint. I don’t know if there are or were any of those. I will  believe it as soon as I see it [...] they must have human rights, although they don’t concede them to us [...] But in order to give them civil rights, I see no other means than cutting off their heads in one night and to substitute other heads, in which there was no single Jewish idea. To protect ourselves from them, I see no means other than to overtake their holy land to send them there.“ (Johann Gottlieb Fichte: Beiträge zur Berichtigung der Urtheile des Publicums über die französische Revolution, 1793; Quoted from: J. G. Fichte: Schriften zur französischen Revolution, Reclam Verlag, Leipzig 1988, S. 143-144; our translation).
How neutral is philosophy?
When and how is anti-Semitism de_named or normalized?
Why, and since when is Fichte’s portrait hanging here (still)?
What does that say? And how does it feel? For whom? Who is addressed here implicitly?

Arthur Schopenhauer_70 „Sie sind sexus sequior, das in jedem Betracht zurückstehende Geschlecht, dessen Schwäche man demnach schonen soll, aber welchem Ehrfurcht zu bezeugen über die Maaßen lächerlich ist...“ (Arthur Schopenhauer: Ueber die Weiber. In: Parerga und Paralipomena - Kleine philosophische Schriften, 1851; Zitiert aus A. Schopenhauer Sämtliche Werke, 2. Band, E. Brodhaus Verlag, Wiesbaden 1947, S. 657-658)
Ist Schopenhauers Misogynie eine Ausnahme in der Philosophie und unter den hier portraitierten Philos_ophinnen? Ist sie nicht konstitutiv für seine Theoriebildung? Ist sie unerheblich für die Würdigung seiner Philosophie? Was macht die Normalisierung misogyner Wissenschaft mit frauisierten Wissenschaft_lerinnen? 

Arthur Schopenhauer_70 „They are sexus sequior, the sex that falls short in every aspect, their weakness should thus be protected, but to show them respect is ridiculous beyond all measure.“ (Arthur Schopenhauer: Ueber die Weiber. In: Parerga und Paralipomena - Kleine philosophische Schriften, 1851; Quoted from: A. Schopenhauer Sämtliche Werke, 2. Band, E. Brodhaus Verlag, Wiesbaden 1947, S. 657-658; our translation)
Is Schopenhauer’s misogyny an exception in philosophy, and among the philosoph_ers that are portrayed here? Isn’t it constitutive for his theory and is it irrelevant for the appreciation of his philosophy? What does the normalization of misogynist science do to womanified scien_tists?


Hedwig Hintze_77 Wurde Hedwig Hintze die Lehrbefugnis „aufgrund ihrer jüdischen Herkunft“ entzogen oder aufgrund staatlich organisierter antisemitischer Diskriminierung, die von den Mitarbeite_rinnen dieser Universität, zum eigenen Vorteil, umgesetzt wurde?
Wie werden Verantwortlichkeiten und Verfolgung ent_nannt und nationalsozialistische Begründungsmuster wiederholt?
Ein vergleichendes Beispiel:
Infotext des Portraits Nr_77: „1941 folgte ein Ruf als Associate Professor of History an die New School for Social Research in New York, dem sie wegen der deutschen Besatzung der Niederlande nicht mehr folgen konnte.“ (A_utorin unbenannt)
Vs.
Infotext der Hedwig Hintze-Gesellschaft: „Kurz vor Kriegsausbruch floh sie in die Niederlande, in der Hoffnung eine Ausreisegenehmigung zu bekommen. Nach dem Tod ihres Mannes 1940 und gescheiterten Einreiseversuchen in die USA, ohne finanziellen Rückhalt und seelisch am Ende nahm sie sich vermutlich - unter noch nicht ganz geklärten Umständen - im Juli 1942 in Utrecht das Leben.“ (Autorin Dr. Elisabeth Dickmann; Zitiert aus: http://www.hhi-bremen.de/hedwig.html)

Hedwig Hintze_77 Was Hedwig Hintze divested of her permission to teach „because of her Jewish origin“ or due to state-organized anti-Semitic discrimination, that was implemented by the university staff to their own advantage? How is it that responsibilities and persecution are dis_mentioned, and Nazi rationales are repeated? A comparative example: 
Infotext of portrait number_77: „In 1941 came an offer for Associate Professor of History at the New School for Social Research in New York, that she couldn’t accept due to the German occupation of the Netherlands.“ (Author unnamed) 
Vs. 
Infotext of the Hedwig Hintze-Society: „Shortly before the outbreak of the war, she fled to the Netherlands, hoping to get an exit visa. After the death of her husband in 1940 and several failed attempts to enter the US, without any financial support and psychically devastated, she presumably committed suicide in 1942 in Utrecht - under not yet fully clarified circumstances.“ (Author Dr. Elisabeth Dickmann; Quoted from: http://www.hhi-bremen.de/hedwig.html; our translation)


Lise Meitner_83 Lise Meitner war „maßgeblich an der Entdeckung der Kernspaltung beteiligt“ (siehe Portrait Nr. 83). Lise Meitner musste 1938 im Zuge des Anschlusses von Österreich aufgrund antisemitischer Verfolgung nach Schweden fliehen und wurde wie Fritz Straßmann bei der Verleihung des Nobelpreises an Otto Hahn übergangen. Dies wird sowohl hier als auch im Infotext des Otto Hahn-Portraits ent_erwähnt.

Lise Meitner_83 Lise Meitner „had contributed significantly to the discovery of nuclear fission“ (see portrait number 83). In  the course of the annexation of Austria Lise Meitner had to flee to Sweden due to anti-Semitic persecution. Like Fritz Straßmann  she has been overlooked in the awarding of the Nobel Prize. This fact is de_mentioned here.



Alice Salomon_87 1919 unterband die in diesem Flur ebenfalls portraitierte Getrud Bäumer in vorauseilendem Antisemitismus Alice Salomon’s Wahl zur Vorsitzenden des Dachverbandes der deutschen Frauenbewegung (Bund deutscher Frauenvereine - BDF).
Unter Bezugnahme auf ihre „jüdische Herkunft“ setzten Mitarb_eiterinnen dieser Universität die antisemitische Verfolgung im Falle von Alice Salomon sofort nach Machtergreifung 1933 um. Der in den Infotexten der Portraitreihe durchgängig verwendete Begriff „jüdische Herkunft“ wurde von den Nazis eingeführt, willkürlich zugeschrieben und als Begründung für Verfolgung und Ermordung der so Bezeichneten angeführt. Alice Salomon schreibt darüber in ihrer Biographie. (Charakter ist Schicksal – Lebenserinnerungen, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1983, S. 236 ff. Originaltitel: Character is destiny, geschrieben 1940, erstmals veröffentlicht in deutscher Übersetzung 1983 und in der Originalausgabe 2004)

Alice Salomon_87 In an early act of anti-Semitism, Getrud Bäumer, who is portayed in this corridor as well, prevented Alice Salomon’s election for president of the BDF (Bund deutscher Frauenvereine – Union of German Feminist Organizations) in 1919.
In Alice Salomon’s case, employees of this university enforced the anti-Semitic persecution immediately after the takeover in 1933 with reference to her „Jewish orgin“.
The term „Jewish origin“ consistently used in this portrait collection was introduced by the Nazis, arbitrarily ascribed and invoked as an explanation for the persecution and the murder of those named. Alice Salomon wrote about this in her autobiography: „Character is destiny“. (Alice Salomon: Charakter ist Schicksal – Lebenserinnerungen, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1983, S. 236 ff.; Original title: Character is destiny, written in 1940, first published in the German translation in 1983 and in the orginal version in 2004.)


Gertrud Bäumer_86 Gertrud Bäumer war antisemitisch. “Sie selbst definierte sich als Gegnerin des Antisemitismus, es gab jedoch ZeitgenossInnen, die sie für eine verkappte Antisemitin hielten. Bekanntlich verhinderte Bäumer 1919 die Wahl von Alice Salomon als Vorsitzende des BDF [Bund deutscher Frauenvereine_unsere Anm.]. Offiziell unterband sie Salomons Kandidatur mit dem Hinweis auf die antisemitische Grundstimmung in der Öffentlichkeit. [...] Außenpolitisch unterstützte Bäumer die Nationalsozialisten bis zuletzt. Ihr Traum von einem Großdeutschen Reich war ihr so wichtig, dass sie die Verfolgung, Ausgrenzung und Ermordung von „Nichtariern“ und „Nichtarierinnen“ nicht oder nur begrenzt wahrnahm. Ihre Gedanken kreisten vornehmlich um sich selbst und das eigene Werk. Die eigenen publizistischen und rednerischen Wirkungsmöglichkeiten wurden hoffnungslos überschätzt, und der Schaden, den sie durch Anpassung und selektive Wahrnehmung anrichtete, wurde nicht reflektiert. Bäumer zählte sich selbst zur Fraktion der „inneren Emigration“, die sie dem politischen Widerstand zuordnete.“ (Elke Kleinau: Sammelrezension: A. Schaser: Helene Lange und Gertrud Bäumer, 2004 Zitiert aus: http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=34307)

Gertrud Bäumer_86  Gertrud Bäumer was anti-Semitic. “Bäumer herself defined herself as an opponent of anti-Semitism, but there were contemporaries who regarded her a disguised anti-Semite. As is generally known, she prevented the election of Alice Salomon for presidency of the BDF [Bund deutscher Frauenvereine; our comment] in 1919, hinting at the anti-Semitic undertones in public. [...] Regarding foreign affairs, Bäumer supported the Nazis untill the end. Her dream of a Greater German Reich was so important to her that she did not perceive the persecution, ostracism and murder of „non-Arians“, or perceived it only very limitedly. Her thoughts mainly circulated around herself and her own work. She hopelessly overestimated her own publications and rhetorical possibilities, and the damage she caused through assimilation and selective perception has not been considered. Bäumer classed herself among the fraction of „inner emigration“, which she classified as political resistance.“ (Elke Kleinau: Sammelrezension: A. Schaser: Helene Lange und Gertrud Bäumer, 2004; Quoted from: http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=34307; our translation)